- Philetta Gehäuse aufarbeiten -



Zur Restauration einer Philetta B2D23A benötigte ich ein heiles Philettagehäuse, aber woher nehmen? In meinem Bestand fanden sich nur noch Gehäuse mit Rissen, Ausbrüchen und Fehlstellen. Allerdings war auch noch ein Gehäuse dabei, dass lediglich ein paar kleinere Macken hatte. Es war dieses Gehäuse in Bakelitausführung.

Gehäuse vorher


Für die notwendige Neulackierung muss aber zuerst die alte Farbe herunter, was leichter gesagt als getan ist. Die mir dafür zugetragenen Informationen wie "Gehäuse in die Spülmaschine packen", oder "mit Lappen und Verdünnung abreiben" erwiesen sich leider als absolut wirkungslos. Selbst wochenlanges Einlegen des Gehäuses in Verdünnung war nicht sonderlich effektiv. Also blieb nur die mechanische Methode über, z.B. Abschleifen mit Schmirgelpapier. Mit grobem Schmirgel zieht man dabei sehr schnell tiefe Riefen in die Oberfläche des Bakelits, bei feinerem Schmirgel setzt sich dieses ständig zu und man benötigt Unmengen davon, außerdem kommt man nicht vernünftig in die ganzen Ecken. Daher habe ich nach einem Versuch von der Schmirgelversion abstand genommen und das Gehäuse kurzerhand Glasperlengestrahlt. Danach sah es dann so aus:

Gehäuse gestrahlt


Die Oberfläche ist nun leicht rauh und ein guter Untergrund für die nachfolgende Lackierung. Kratzer durch Schleifen gibt es dabei auch nicht. Die wenigen Reste noch anhaftender Farbe sind sehr dünn und lassen sich leicht mit ganz feinem Schmirgel entfernen.

Nun folgte leider eine mehrere Monate dauernde Zwangspause an diesem Gehäuse.





Nachdem wieder etwas Zeit zum Basteln vorhanden war sollte es nun auch mit dem Gehäuse weitergehen. Entsprechenden Lack hatte ich mir bereits besorgt und die Spritzpistole war auch startklar. Nur war in der Zwischenzeit mit dem Gehäuse etwas passiert, es hatte eine Macke bekommen! Irgendwer war wohl aus Unachtsamkeit mit was auch immer daran gestoßen und hatte ein kleines Stück Bakelit herausgebrochen. Hier sieht man die kleine Wunde, ein kleines Stück des Randes fehlt.

 Macke im Gehäuse


Zur Ausbesserung von defekten Stellen in Bakelitgehäusen verwende ich immer UHU Endfest 300. Es ist ein 2-Komponentenkleber mit dem Vorteil nicht so schnell auszuhärten, man hat genug Zeit alles zu korrigieren und genau zu positionieren. Außerdem läßt es sich nach der Aushärtung schleifen und Lackieren. Wichtig dabei ist, das Mischungsverhältnis von Kleber und Härter muss genau stimmen, andernfalls bleibt die Oberfläche der Klebestelle auch nach der Aushärtung leicht klebrig. Im folgenden Bild habe ich bereits etwas Kleber in die Fehlstelle gepackt. Damit der Kleber nicht in die Rille des Gehäuserandes läuft habe ich mir aus einem Metallstreifen eine Art Form gebaut. Nach etwa 2-3 Stunden beginnt der Kleber sich zu verfestigen. Nun kann man, z.B. mit einem kleinen Schraubendreher, den Kleber noch etwas modellieren und formen. Hier war es nun an der Zeit den Metallstreifen zu entfernen. Dabei zieht man natürlich auch den Kleber mit, da er ja auch am Metallstreifen klebt. Also mußte ich den Kleber anschließend noch an die Form des Randes anpassen.

 Macke im Gehäuse


Auch Risse in Gehäusen lassen sich damit reparieren. Wichtig ist dabei, die Teile der Gehäuseoberfläche genau zu fixieren und gegeneinander zu spannen, z.B. mit Klebeband. Ansonsten hat man später keine glatte Oberfläche sondern eine unebene Hügellandschaft. Der eigentliche Riss sollte an der Oberseite abgeklebt werden, z.B. mit Tesafilm. Der Kleber wird dann von innen eingebracht. Leichtes erwärmen mit einem Fön läßt ihn dünnflüssiger werden, so dass er auch in den Riss hinein läuft. Das aufgebrachte Tesafilm verhindert dabei das herauslaufen des Klebers aus dem Riss. Die folgenden beiden Fotos zeigen einen so behandelten Riss eines anderen Gehäuses.

Gehäuse mit Riss

Gehäuse mit Riss


Doch zurück zu unserem Ausgangsobjekt.
Nach Aushärtung des Klebers und etwas Schleifen sah die Flickstelle nun so aus:

 Macke im Gehäuse


Etwas Material fehlt noch, also wird die Prozedur nocheinmal wiederholt und eine kleine Menge Kleber aufgetragen. Fertig sah es dann so aus:

 Macke im Gehäuse


Danach wurde das Gehäuse mittels Spritzpistole lackiert. Als Lack habe ich "einza Kunstharz-Emaillelack", Farbton cremeweiß/altweiß RAL9001 gewählt. Bei einem Vergleich mit einem lackmaßig sehr gut erhalten Gehäuse kommt dieser Farbton dem Original sehr nah. Viele Philettagehäuse sind ja leider über die Jahre sehr vergilbt, so dass sich die Originalfarbe nur erahnen läßt. Der Glanz der neuen Lackierung war mir allerdings zu heftig. Es sah unnatürlich aus und daher wurde die Lackierung mit einer feinen Schleifpaste aus dem KFZ-Bereich etwas abgestumpft und mit Autopolitur nachbehandelt.

Das Ausfüllen der beiden Rillen ist eine echte Geduldsarbeit. Mit einem feinen Pinsel muß der Lack in die Rillen gezogen werden. überschüssige Farbe muß man sofort entfernen, bevor sie antrocknet. Dabei läuft man allerdings Gefahr, die Farbe auch wieder aus der Rille heraus zu ziehen. Da man hierzu nur sehr wenig Farbe benötigt verwende ich Acryllack auf Wasserbasis, den man als kleine Döschen oder Fläschchen in Bastelläden bekommen kann. Fertig lackiert sieht das Gehäuse nun so aus:

Gehäuse fertig lackiert