- Telefunken Gavotte 55 -
Bei der Durchsicht der Radioangebote auf ebay ließ meine Frau neben mir plötzlich die Bemerkung fallen "Oh, das ist aber hübsch". Eine Bemerkung, die ich sonst eher nicht von ihr zu hören bekomme, jedenfalls nicht, wenn es sich um Radios und Röhren handelt.
Da Weihnachten vor der Tür stand und zudem in der Küche noch ein Radio fehlte, war die Frage nach dem Weihnachtsgeschenk schnell geklärt. Ich beschloß daher das Gerät zu ersteigern und hatte Glück. Außer mir wollte es niemand haben. Ein paar Tage später kam es dann auch bereits an und damit begannen die Restaurationsarbeiten.
Und so sah das Gerät aus, nachdem ich es ausgepackt hatte. Leider fehlt der Telefunken-Schriftzug:
Das Radio von der Seite:
Deutlich sind etliche Macken am Gehäuse zu sehen. Hier muß also kräftig nachgearbeitet werden.
Das Gerät von der Rückseite, mit abgenommener Rückwand:
Es fällt sofort der nachgefummelte Lautsprecherschalter auf. Ebenfalls war in der Netzleitung wohl auch mal ein Zwischenschalter. Alles andere sieht dagegen noch original aus.
Obwohl das Gerät auf den Bildern äußerlich einen halbwegs ordentlichen Eindruck macht, war es doch arg verschmutzt und mußte erstmal gereinigt werden. Das Gehäuse wurde zerlegt und die Frontmaske in der Spülmaschine gereinigt. Besonders übel waren dann noch die dunklen und braunen Stellen in der Bespannung, die sich nicht entfernen ließen. Das Chassis wurde abgepinselt und von einer überzogenen Fettschicht befreit. Danach sah es dann so aus:
Solche UKW-Tuner finden man auch in Wega-Geräten:
Die rechte Chassiseite mit dem Netztrafo. An dem Bändchen hing früher sicherlich mal ein Tütchen mit Ersatzsicherungen.
Die Chassisunterseite:
Die Durchsicht der Technik brachte keine größeren Überraschungen zu Tage. Die Röhren waren in Ordnung, ebenso der Gleichrichter und der Elko. Am Übertrager wurden zwei Kondensatoren getauscht. Hier sind noch die alten Kondensatoren am AÜ:
Nach dem Wechsel des Netzkabels und der Erneuerung der Lautsprecherkabel wurde das Chassis wieder eingebaut und der erste Probelauf konnte erfolgen. Dabei zeigten sich schnell drei Dinge. Das Gerät muß neu abgeglichen werden, und die EM80 ist taub. Sie wurde durch eine russische 6E1P ersetzt. Außerdem brennt die Skalenbeleuchtung nicht. Die sitzt bei diesem Gerät nicht wie sonst üblich über der Skala, sondern darunter.
Jetzt spielt das Gerät wieder einwandfrei und die 6E1P leuchtet auch schön hell.
Mit angeschraubter Rückwand sieht es auch von hinten ganz manierlich aus.
Mit bei dem Gerät waren allerhand Unterlagen in dieser Telefunkentüte.
Erstmal eine Sendertabelle von 1954.
(Mit einem Klick darauf kann man sie als pdf-File downloaden.)
Die originale Kaufquittung vom 4.2.1955 des Radio-Spezialgeschäftes Effenhauser.
Die Bedienungsanleitung zum Gerät.
(Mit einem Klick darauf kann man sie als pdf-File downloaden.)
Und dann noch der Schaltplan zum Gerät
Jetzt fehlt nur noch das Telefunken-Schildchen um das Gerät zu komplettieren.
Dank Jean aus Berlin, der mir zwischenzeitlich ein Schildchen per Post zugeschickt hat, sieht die Gavotte jetzt nicht mehr so nackelig und richtig gut aus. Nochmals meinen Dank an Jean.
