- Philips Capella BD753A/4E/3D -

ein Restaurationsbericht



Die Capella bekam ich in einem Zustand, den ich insgesamt mit gut bewerten würde. Das Gerät war komplett und ohne Fehlteile und auch das Gehäuse noch in passablem Zustand. Also insgesamt eine gute Ausgangssituation für eine Restaurierung.

Hier müßte eigentlich ein Foto des unrestaurierten Gerätes kommen, doch leider kann ich hier kein Bild zeigen. Der Memory-Stick meiner Kamera hatte sich beim Auslesen verschluckt und mußte neu formatiert werden. Damit waren die Bilder im ewigen Datennirwana verschwunden. Da ich bereits mit den Arbeiten begonnen hatte, konnte ich die Fotos leider nicht neu anfertigen. Daher nochmal ein Bild des fertigen Gerätes.

Philips Capella BD753/4E/3D

Die unangenehmen Arbeiten soll man ja bekanntlich immer zu erst machen. Also begann ich mit der Aufarbeitung des Gehäuses. Um das Gehäuse besser händeln zu können, baute ich erstmal das Chassis aus. Für die späteren Arbeiten hätte es sowieso ausgebaut werden müssen, also dann besser sofort und dann kann auch nichts mehr zu Bruch gehen.

Aber dann kam ich doch ins Grübeln. Der Lack war recht stumpf und verschmutzt, an einigen Stellen hatte das Gerät Macken und kleine Lackabplatzer, und überhaupt, der Lack war sehr rissig, aber immerhin noch fest. Sollte ich das Gehäuse nicht besser abschleifen und dann neu lackieren?

Nach ein paar Tagen hatte ich dann den Entschluß gefaßt. Es wird erstmal nicht neu lackiert, sondern versucht das Gehäuse wieder auf Vordermann zu bringen. Sollte der alte Lack dabei abplatzen, nun gut, dann muß ich halt doch neu lackieren. Dazu bewogen haben mich mehrere Gründe. Das Gerät hat eingelegte Goldstreifen, die obere Kante ist schwarz abgesetzt und der dunkle Farbton des Lackes muß bei einer Neulackierung auch wieder getroffen werden. Das alles sind Dinge, die zwar machbar sind, aber eben auch nicht auf die Schnelle. Zudem ist das Risiko recht hoch etwas zu verhunzen. An den Rundungen ist man beim Abschleifen ruch-zuck durchs Furnier. Außerdem sehen die Geräte mit den modernen Lacken anschließend immer irgendwie überrestauriert aus, so wie man es von vielen Oldtimern her kennt. Das wollte ich nun garnicht haben. Die Geräte sind nunmal in die Jahre gekommen und dürfen das auch ruhig zeigen. Erst das macht doch den besonderen Reiz dieser alten Geräte aus.

Also wurde das Gehäuse ertsmal gründlich gereinigt. Zunächst mit einem feuchten Lappen, denn ich wollte vermeiden, das mir Wasser durch den rissigen Lack ins Holz zieht. Im zweiten Waschgang habe ich dann die gesamte Prozedur wiederholt, diesmal allerdings unter Verwendung von Spiritus anstelle des Wassers. Danach kam das ganze Elend des Lackes erst richtig zum Vorschein. Der Schmutz war zwar runter, der Lack aber immer noch rissig, stumpf und die Oberfläche fühlte sich richtig rauh an. Aber jetzt konnten die Polierarbeiten beginnen. Dazu verwende ich normale Autopolitur, möglichst ein Hartwachs, auch wenn das mehr Arbeit bedeutet. Jeder der schonmal ein Auto poliert hat kennt das Problem mit diesem Zeugs. Einmal an die flasche Stelle gekommen, z.B. an die Stoßstange, und schon hat man anschließend diesen weißen Schmier darauf, den man nicht mehr runter bekommt. Wenn ich die Politur jetzt daraufschmiere und hab anschließend dieses Zeugs in den ganzen Rissen des Lackes sitzen, oh Gott oh Gott, nicht auszudenken wie das aussieht. Wie ein weißes Spinnennetz auf dunklem Untergrund.

Daher suchte ich nach einer Möglichkeit die Risse mit dunklem Material zu füllen, dann kann dort auch keine Politur eindringen. Nach ein paar Versuchen kam ich auf Kunststoffschwarz, ebenfalls ein Mittelchen aus dem Autozubehör. Das hab ich dann mit einem Lappen vorsichtig aufgetragen. Dabei scheint es etwas in das Holz einzuziehen und dadurch die Schwärzung zu verlieren. Jedenfalls sah man am nächsten Tag glücklicherweise kein schwarzes Spinnennetz. Im nächsten Arbeitsgang kam die Behandlung mit Lackreiniger und anschließend mehrfaches Polieren mit der Autopolitur. Dazwischen habe ich immer ein paar Tage gewartet und in der Zeit bereits am Chassis gearbeitet. Schlußendlich waren die Risse nur noch zu erkennen, wenn man unterhalb eines Meters vor dem Gerät stand. Die Oberfläche fühlte sich mittlerweile auch deutlich glatter an. Nur auf dem schwarzen Innenrahmen blieb unterhalb des Lautstärkereglers eine matte Stelle. Dort mußte mal jemand mit Zuckerfingern rumhantiert haben. Diese Ecke habe ich elendig oft nachpoliert. Nach der ganzen Plackerei sieht das Gehäuse doch wieder ganz passabel aus:

Philips Capella BD753/4E/3D


Philips Capella BD753/4E/3D

Jetzt ging es an die Technik. Dazu wurde als erstes die Skalenscheibe abgebaut. Vorsicht ist beim Hantieren geboten! Die Skalenscheibe wird nur durch zwei stramm sitzende Gummis an den Achsen des Lautstärkerreglers und des Sendersuchers gehalten.

Befestigung Skalenscheibe

Hat man die Skalenscheibe heruntergefummelt, dann zeigt sich das Chassis so:

Chassis ohne Skalenscheibe

Die Pappe hinter dem Skalenzeiger ist nur in eine Feder eingehängt, ohne die Pappe bekommt man dann Zugang zu der Hebelmechanik der Stationstasten und den Einstellschrauben der entsprechenden Seilzüge. Der Gleichrichter hat sich ebenfalls hinter dieser Abdeckung gut versteckt.

Chassis ohne Skalenscheibe

Stationstasten links

Stationstasten rechts

Im Gerät war eine Einstellanweisung für die Stationstasten zu finden. Bei einem genauen Vergleich wird dem aufmerksamen Betrachter auffallen, das bei meinem Gerät ein Teil des Verbindungsgestänges fehlte. Glücklicherweise konnte ich das fehlende Teil aber zwischenzeitlich auftreiben.

Stationstasten Anleitung

Auf den ersten Blick fiel auch noch der Seilzug am Klangregler auf. Das linke Seil begann sich aufzudröseln und war zudem auch völlig falsch geführt.

Klangregler

Die Chassisunterseite ist besonders im Bereich der Tastenmechanik reichlich verstaubt und verharzt. Der Kondensator am Antriebsmotor hängt völlig daneben, die Halteschlaufe ist gerissen.

Chassis von unten

Chassis von unten, Schalterbereich

Chassis von unten, Endstufenbereich

Am Motor hatte es auch bereits gefunkt, die Schwärzung am Chassis beweist dies. Der Anschluß an der Spule liegt fast direkt auf dem Chassis und muß zeitweise mal Kontakt bekommen haben.

Chassis von unten, Motorbereich

Auf der Oberseite des Chassis sah es auch nicht viel anders aus, reichlich Staub aber glücklicherweise kein Rost. Hier sieht man den Bereich um den Sendersuchlauf.

Chassisausschnitt von oben

Das war dann soweit erstmal die Bestandsaufnahme. Das Chassis wurde gründlich entstaubt und gereinigt. Die Befestigung des Kondensators mit einer neuen Pappe wieder hergestellt. Die Einstellmimiken für die Klangregelung und die Ferritantenne wurden komplett zerlegt, gereinigt und bei der Gelegenheit auch das Seilchen erneuert. Wenn das jemand nachmachen will: Vorsicht beim Zerlegen der Klangregler. Die Kohlestifte in den Potis fallen sehr leicht heraus und sind dann nicht mehr wiederzufinden.

Als nächstes wurden die Seilzüge der Stationstasten überprüft. Sie dürfen kein Spiel haben und müssen so eingestellt sein, das sie gerade eben noch nicht auf Zug sind, also noch in der Ruhestellung sind. Ansonsten läuft der Motor durch und schaltet nicht ab. An der Schalteinheit kann man das sehr schön erkennen. Glücklicherweise war die Schalteinheit bei meiner Capella in Ordnung und brauchte nicht geöffnet werden. Der nächste Schritt gilt der überprüfung der Zahnräder. Teilweise bestehen sie aus zwei Zahnscheiben, die durch eine Feder gespannt sind. Dadurch soll das Spiel im Antrieb minimiert werden. Diese beiden Scheiben dürfen nicht miteinander verklebt oder verbacken sein. Aber genau hinsehen, bei einem Teil dieser Räder sind die beiden Scheiben miteinander vernietet.

Im Bild ist die erste Schaltnocke der Schalteinheit auf Zug. Ebenfalls zu sehen, die Zahnräder mit den beiden Zahnscheiben. Das linke Zahnrad ist vernietet, bei dem rechten kann man die Spannfeder erkennen.

Stationstasten Schalteinheit

Der Motorantrieb überträgt die Kraft Über ein Kegelrad am Motor und ein Gummi auf die Schwungscheibe. Damit der Motor einwandfrei arbeiten kann, muß er in der Langsachse aus den Lagern heraus in Richtung Schwungscheibe austreten können. Das macht der Motor selbsttätig durch das magnetische Feld im Motor. Schmutz, Staub und Verharzungen sorgten dafür, das er dies nicht mehr einwandfrei machen konnte. Auch hier half reinigen und ein Tröpfchen frisches Öl wirkte dann wie ein Wunder. Das Antriebsgummi war sehr locker auf dem Schwungrad, daher ich habe es an 4 Stellen etwas angeklebt damit es nicht abrutschen kann.

Chassis von unten, Motorbereich

Anschließend wurden noch einige Kondensatoren, die bekannten Wima Tropydur, auch Karamelbonbons genannt, gegen neue ausgetauscht.

Wima Tropydur

Der erste Probebetrieb verlief dann soweit problemlos und die Arbeitspunkte der Endstufenröhren wurden neu eingestellt. Lediglich der erste Elko ist etwas trocken geworden. Das Gerät brummt dadurch minimal in Sendepausen. Da ich aber keine zwei optisch passenden Elkos hatte, blieb der trockene Elko drin. Jetzt mußte nur noch alles wieder zusammengebaut werden. Nur das magische Auge ist noch recht dunkel, ich werde wohl auch in dieses Gerät eine Kaskade dafür einbauen.

Magisches Auge





Hinweis: Eine Feststationstaste wird dadurch mit einem Sender belegt, das man bei gedrückter Taste den Sendereinstellknopf zieht, manuell den Sender einstellt und dann einfach den Knopf los läßt.