- VE-UKW, der UKW Volksempfänger -



Ein runtergekommenes Holzgehäuse mit Rückwand eines VE301B bildet den Ausgangspunkt dieses Projekts. Eigentlich wollte ich daraus einen originalen VE301B machen, aber die Suche nach einem passenden Chassis eines Batteriegerätes blieb über Jahre erfolglos. Auf den ersten Blick sieht das Gehäuse noch brauchbar aus, aber es hatte doch sehr viele Macken und Abschürfungen, dazu lose und sehr rauhe Stellen im Holz, zudem musste es stellenweise neu verleimt werden. Der originale Lautsprecherstoff war zwar noch vorhanden, allerdings schon recht dünn und brüchig. Den Versuch einer Reinigung hat er dann dementsprechend auch nicht überlebt.


VE-Gehäuse

Das Gehäuse von innen:


VE-Gehäuse




Beim Aufräumen viel mir dann eines Tages wieder eine Restekiste mit ausgebauten Teilen in die Finger. Sie stammten von einem alten Volksempfänger-Chassis und den Resten eines (vermutlich) Kaiser W1132, einem frühen nur UKW Radio bis 100MHz. Damit war die Idee geboren, warum nicht einen UKW-Volksempfänger daraus bauen. Das sollte damit doch irgendwie gehen.

Ein völlig verbasteltes Volksempfänger-Chassis:


VE-Chassis

Das Kaiser-Chassis:


Kaiser W1032-Chassis

Eine erste Überprüfung ergab, alle wesentlichen Komponenten dafür sind vorhanden, was fehlt läßt sich auftreiben, soweit also gut. Zudem hat der Drehko im Kaiser-UKW-Mischteil kein Getriebe und damit nur 180° Drehwinkel. Dies passt prima zu einer originalen Volksempfänger Skalenscheibe, deren Skalenbereich ebenfalls nur 180° aufweist. Wenn man jetzt noch hinbekommen könnte, dass der origninale Friktionsantrieb damit funktioniert, wäre das "Volksempfänger-feeling" perfekt. Also erstmal probieren und alles lose auf das Chassis gestellt, die erste Anprobe:


Anprobe

Was mir nicht gefällt: das riesige Loch links im Chassis. Selbst die Bandfilter kann man da durchwerfen.


Friktionsantrieb

Es passt, viel Platz ist aber nicht und die Anordnung ist sicher auch noch nicht optimal. Die Sache mit dem Friktionsantrieb könnte auch klappen, mal sehen... Das Gehäuse bekam eine Schelllackpolitur und einen neuen Lautsprecherstoff. Dann war erstmal Schluß, andere Dinge hatten Vorrang und der ganze Kram verschwand wieder für einige Jahre im Keller und geriet in Vergessenheit. Zwei alte Werkstattfotos des aufpolierten Gehäuses habe ich noch dazu gefunden.


Gehäuse

Gehäuse




Mittlerweile, es sind 8 Jahre vergangen, tauchte in meinen Beständen ein weiteres Volksempfängerchassis auf. Das war dann der Anlass mit dem Projekt wieder weiter zu machen. Also habe ich mir die gesamte Anordnung der Teile nochmals mehrfach angesehen und dann die entsprechenden Löcher und Durchbrüche in das Chassis gemacht. Mit frisch lackierter Aussenseite sieht es dann so aus:


Chassis

Zunächst wurden die notwendigen Komponenten bestückt um den NF-Teil in Betrieb nehmen zu können. Da das VE-Gehäuse nur drei Öffnungen für Achswellen vorsieht, mußte leider auf den Bass-Steller verzichtet werden. Der Gleichrichterstab wird mit Schränklappen befestigt, dummerweise brechen sie grundsätzlich ab wenn man sie erneut umbiegen will. Später sollte mir der Gleichrichter noch Probleme bereiten...

Der erste Test, statt der erwarteten Stille ein fürchterlich lautes Gequietschte und Geblubbere, je nach Stellung des Höhen- und Lautstärkepotis. Abendelang habe ich Aufbau und Verdrahtung kontrolliert und bin fast verzweifelt, alles in Ordnung und nach Schaltplan aufgebaut. Aber genau da lag der Fehler, ein Kondensator ist im Schaltplan falsch eingezeichnet! Also den Kondensator umgelötet und siehe da, der NF-Teil funktioniert! Nun wurden die Bandfilter bestückt, der ZF-Teil aufgebaut, für das UKW-Mischteil ein Montagewinkel angepasst, der Friktionsantrieb eingestellt und alles verdrahtet. Von vorne sieht das bestückte Chassis nun so aus:


Chassis

Chassis

Mit den eingesteckten EF89 für die ZF und dem angeschlossenen Mischteil sackte die Versorgungsspannung extrem ab und der Gleichrichter wurde sehr heiß. Also war er nicht mehr in Ordnung und mußte getauscht werden. Auch diesmal wieder, die Schränklappen brechen ab.... Der gesamte ZF-Kreis wurde dann neu abgeglichen, wobei die erste ZF-Stufe immer wieder zu schwingen begann. Erst nachdem eine Drahtverbindung umgelegt wurde war damit Ruhe und ein ordentlicher Abgleich und Empfang möglich. Im Mischteil läßt sich leider nichts abgleichen, die Spulenkerne sind allesamt verklebt. Das Chassis von der Unterseite:


Chassis

Nun fehlte noch ein brauchbarer Lautsprecher für das Gehäuse. Von der Größe her passend war ein alter Loewe-Opta Lautsprecher, den leider einige Silberfische zum Fressen gern hatten. Aber er funktioniert trotzdem und passt klanglich gut. Eine dazu passende Schallwand war dann auch noch schnell gebastelt.


Lautsprecher

Lautsprecher und Schallwand fertig eingebaut. Darunter eine Skalenbeleuchtung mit zwei, in Reihe geschalteten, 4V-Birnchen.


Lautsprecher eingebaut

Das Chassis fertig eingebaut.


Chassis eingebaut

Die originale Rückwand zum Gehäuse kommt auch wieder dran. Hier ist sie noch nicht festgeschraubt.


Rückwand

Natürlich gibt es auch ein neues Typenschild.


Typenschild

Für den Anschluss der Antenne werden, wie beim Original, die seitlichen Antennenbuchsen benutzt. Belegt sind die beiden letzten Buchsen.


Antennenanschluss

Der fertige VE-UKW.


Von vorne

Seitlich





Der Schaltplan zum VE-UKW:


Schaltplan